Missa_2017

20 Jahre Projektchor Veitshöchheim

Chor 2017

1997 gründete Dorothea Völker anlässlich der 900- Jahrfeier der Gemeinde Veitshöchheim den Erwachsenen Projektchor, in dem 80 bis 100 Sängerinnen und Sänger singen. Der Projektchor Veitshöchheim hat sich zur Aufgabe gemacht, große Werke der Chorliteratur vor Ort zu erarbeiten. Ein wichtiges Ziel ist, Kinder und Jugendliche durch eigenes Miterleben an große Werke heranzuführen und ihnen die Möglichkeit zu geben, Musik selbst zu erfahren und so ein gemeinsames Musizieren über mehrere Generationen hinweg zu ermöglichen.
Durch das Einbinden von Kindern und Jugendlichen entsteht ein Klangkörper, der sich als sehr ausdrucksstark erweist.
Dem ersten Werk „Carmina Burana" von Carl Orff folgten unter anderem die Oratorien „Samson" von Georg Friedrich Händel, alle Kantaten des Weihnachtsoratoriums von Joh. Seb. Bach, „Ein deutsches Requiem" von Johannes Brahms, „Psalmus Hungaricus" von Zoltan Kodaly in ungarischer Originalsprache, „Elias" von Felix Mendelssohn Bartholdy, „Stabat Mater" von Anton Dvorak, „Chichester Psalms" von Leonard Bernstein in hebräischer Sprache. 2012, zum 15-jährigen Bestehen des Chores, wurde sehr erfolgreich die „Hohe Messe in h moll" von Johann Sebastian Bach aufgeführt. Im April 2015 gelang eine herausragende Interpretation des „Requiem op.89" von Antonín Dvorák.

Dorothea Völker erschloss dem Chor auch andere Musikstile und Richtungen:
Der Frauenchor wirkte bei der Uraufführung der zeitgenössischen Märchenoper „Klein Zach" von Toni Völker mit. In der deutschen Erstaufführung der Sinfonie Nr.3 Planet Earth von Johan de Meij für Symphonisches Blasorchester und Frauenchor sangen Sängerinnen des Projektchores unterstützt von Kinder- und Jugendchor den Chorpart.

Ein Höhepunkt war die jahrelange die Zusammenarbeit mit der Bayerischen Kammeroper Veitshöchheim beim Mozartsommer in der Orangerie der Würzburger Residenz. Zu hören waren hier u.a.: ein fulminantes Opernchorprogramm, die Barockoper „Dido und Aeneas" von Henry Purcell, sowie romantische Chöre „Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund" .
Zum 100-jährigen Jubiläum des Mainfränkischen Museums entstand das Programm
„Von Orlando bis Ohio -Renaissance meets Gospel-", das auf der Festung Marienberg erstmalig 2013 aufgeführt wurde, 2014 als Benefizkonzert in der Partnerstadt Geithain in Sachsen.

2015 erfolgte die erste Zusammenarbeit mit der Thüringen Philharmonie Gotha mit Requiem op.89 von Antonin Dvorak in der St. Johanniskirche Würzburg.

Konzertreisen in die Partnerstädte Greve in Chianti und Geithain, Mitwirkung bei den Festkonzerten der Bayerischen Musikschultage, Konzerte in und außerhalb Veitshöchheims stehen auf dem vielseitigen Programm des Projektchores.

Dorothea Völker | Foto: Michael J. Bauch

Die Missa solemnis

Beethoven schrieb die „Missa solemnis" als Auftragskomposition seines Schülers und Mäzens Erzherzog Rudolph II von Österreich für dessen Ernennung 1820 zum Erzbischof von Olmütz (heute Tschechien). Das Werk wurde jedoch erst 1823 fertig.

„Von Herzen - möge es wieder zu Herzen gehen!" schrieb Beethoven über das Manuskript seiner Partitur.
Revolutionär, freigeistig setzt sich Beethoven über die damaligen Hörgewohnheiten weg. Er verlässt immer wieder das metrische Gleichmaß und schafft somit Verunsicherung. Extreme Tempo- und dynamische Unterschiede, Ausloten der Grenzen sowohl in den Chor- als auch in den Solostimmen sowie im Orchesterpart schaffen bis dahin Ungehörtes.
„ ... eröffnet unerwartete Zugänge, macht Unsichtbares sicht- bzw. hörbar" Nikolaus Harnoncourt.

Den lateinischen Messetext gliedert Beethoven in nur 5 Sätze (Bachs H- Moll-Messe weist 23 Sätze auf). Kurz, knapp und treffend verdichtet Beethoven die Musik auf das für Ihn Wesentliche.
Der Zuhörer wird mitten ins Geschehen geworfen, als knüpfe der Beginn an etwas bereits Gewesenes an: Es beginnt auftaktig auf Zählzeit 2 in einem 2- Halbe-Takt.
Dem Zuhörer jedoch wird ein auf Volltakt beginnender Dreier-Takt suggeriert, der danach sofort in den tatsächlichen 2-er-Takt umschlägt.
Die im Forte stehenden fragenden Kyrie-Rufe des Chores werden bestätigend, aber piano von den Solisten erwidert.

Eine Orchesterwelle treibt „Gloria in excelsis Deo" voran. Rhythmische Verschiebungen, Hemiolen und Synkopen reißen den Zuhörer mit und verändern permanent das metrische Gleichmaß des Dreiertaktes, während die Textstelle „Qui sedes ad dexteram patris" wie gemeißelt homophon, in extremen Höhen für den Chor, erklingt. Die mächtige Gloria-Fuge mündet in ein extatisches „Amen", in dem sich Chor und Solisten die Worte „Amen, Amen" in synkopischen Verschiebungen wie Bälle zuwerfen. Ehe jedoch der erwartete Schlussakkord erklingt, reißt Beethoven in rasantem Tempo das Ruder herum und beschließt mit den Anfangsworten „Gloria in excelsis Deo" den Satz.

Zentraler und längster Abschnitt der „Missa solemnis" ist das Credo. Der Anfang erinnert an die in der gleichen Tonart B-Dur stehende „Hammerklavier Sonate" (1817/18), die ebenso wie die „Missa solemnis" Erzherzog Rudolph II gewidmet ist. Fast wörtlich gleich sind Takt 5 der Hammerklaviersonate und Takt 16 des „Credo".
Die Kirchentonarten dorisch, mixolydisch, phrygisch klingen in den Stellen „et incarnatus est" oder „et resurrexit" „et ascendit in coelum" an und weisen auf Beethovens Verbundenheit mit den Ursprüngen der Musik und des Messetextes hin.
Die Textstelle „Credo in Spiritum sanctum Dominum et vivificantem ..." treibt Beethoven in vorher im Credo nie dagewesener eilender Achtelbewegung voran, um dann die großflächige Fuge „et vitam venturi" einzuleiten. Vorsichtig und zurückhaltend beginnt der Chorsopran.
Die Worte „Et vitam venturi saeculi" sind durchgängig stabil in Halben komponiert,
während der Kontrapunkt „Amen" diese zuerst umspielt, später in jazzanmutenden Synkopen regelrecht attackiert. Die Fuge kulminiert und steigert sich bis zu dem homophonen Grave „Et vitam venturi saeculi", endend piano mit „Amen", in welches auch die Solisten einstimmen.

„Sanctus" und „Benedictus" verschmelzen in der Missa solemnis zu einem Satz:
Getragen und „Mit Andacht" wird das kurz gefasste „Sanctus" in vergleichsweise tiefer Stimmlage von den 4 Solisten gesungen.
Auch „Pleni sunt coeli" und „Osanna" bleibt den Solisten vorbehalten, was eine kammermusikalische Interpretation dieser Sätze ermöglicht.

Aus den 4 Zeilen des „Agnus Dei" entwickelt Beethoven einen großen, zweiteiligen Satz:
Beginnend mit dem Solobass und den erwidernden Männerstimmen, führen Soloalt, Tenor und schließlich Solosopran weiter.
Das dem „Agnus dei" folgende „Dona nobis pacem" gestaltet Beethoven mittels einer fließenden, gleichsam aus dem Nichts erklingenden Melodie. In der Partitur schreibt er hierzu: „Bitte um den inneren und äußeren Frieden".
Ungewöhnliches unterbricht diesen Satz:
Trompetensignale, Schlachtgetümmel und flehentliche Rufe „Agnus Dei, miserere nobis"!
Das anschließende Fugato „Dona nobis pacem" enthält wörtlich Intervalle aus dem „Halleluja" von G.F. Händels „Messias": „... und er regiert auf immer und ewig ...".
Nach einem rasanten Orchesterzwischenspiel insistiert er noch einmal auf den Rufen
„Agnus Dei, dona pacem"!

Der abrupte Schluss ohne Pauken ist bei Beethoven durchaus etwas Außergewöhnliches.
Nahtlos könnte er in den Anfang der Missa solemnis münden.

... ohne Anfang ... ohne Ende ... aus der Zeit ... ewig ...

Dorothea Völker

Joachim Herrmann (B)

Joachim HerrmannDer Bariton Joachim Herrmann wurde in Karlstadt am Main geboren. Nach dem Abitur entschloss er sich zunächst für eine Hotelfachausbildung in Baden – Baden und entdeckte während dieser Zeit seine Leidenschaft für den Gesang.

Nach ersten privaten Gesangsstunden bewarb er sich an der Musikhochschule in Karlsruhe um einen Studienplatz in der Opernklasse und absolvierte dort seine Gesangsausbildung bei KS Jean Cox, Anna Reynolds und Marga Schiml.

Es folgten Meisterkurse u.a. bei Hilde Zadek, Allan Evans und William Johns.

Joachim Herrmann ist als freiberuflicher Opern- und Konzertsänger tätig. Neben großen Opern- und Operettenpartien verfügt er über ein umfangreiches Oratorien- und Liedrepertoire und tritt auch häufig als Rezitator und Sänger im Rahmen von musikalisch-literarischen Kammermusikabenden auf.

Er hatte Gastengagements am Theater Baden-Baden, an der Bayerischen Kammeroper Würzburg, bei den Opernfestspielen Bad Hersfeld und den Ettlinger Schloßfestspielen und der Neuburger Kammeroper.

Er sang den Papageno in einer Zauberflöten - Produktion des New European Festival unter der Leitung von Wilhelm Keitel. Ebenfalls unter Wilhelm Keitel trat er als Pharao in Rossini´s „Mosè in Egitto" anlässlich der Tiroler Festspiele in Erl und als Leporello in Mozart's „Don Giovanni" auf.

Als Konzertsolist war er u.a. im Würzburger Dom, im Ulmer Münster, in der Tonhalle Zürich und in der Kölner Philharmonie zu hören.

Konzertreisen führten ihn nach Frankreich, Italien, Holland, Österreich, und in die Schweiz.

Er war bereits häufig zu Gast beim Projektchor der Sing- und Musikschule u.a. in Toni Völkers Märchenoper „Klein Zach" sowie in zahlreichen Oratorienkonzerten.

Sonja Koppelhuber (A)

Sonja Koppelhuber

Die deutsch-amerikanische Mezzosopranistin Sonja Koppelhuber wurde in Heilbronn geboren. Sie studierte an der Musikhochschule Detmold bei Mechthild Böhme und an der Musikhochschule Würzburg bei Prof. Monika Bürgener. Meisterkurse belegte sie u.a. bei KS Christa Ludwig, Neil Semer, Roberta Cunningham, Ingeborg Danz und Helmuth Kretschmar.
Ihre rege Konzerttätigkeit führt sie in renommierte Konzerthäuser wie die Philharmonie und das Konzerthaus in Berlin, die Liederhalle Stuttgart und die Alte Oper Frankfurt. Sie arbeitet mit Orchestern wie dem Bachorchester Stuttgart, Bach Collegium Stuttgart, Deutschen Kammerorchester Berlin, Bamberger Symphonikern, L'arpa festante, Vogtland Philharmonie, Hofer Symphonikern, Prager Philharmonikern und Göttinger Symphonikern zusammen.
Zu den Höhepunkten gehören Aufführungen mit ihr als Altisitin der 7. Sinfonie „Seven gates of Jerusalem" (K. Penderecki) unter der Leitung von K. Penderecki bei Konzerten in Polen und in Deutschland.
Von 2006-2017 war Sonja Koppelhuber Ensemblemitglied am Mainfranken Theater in Würzburg. Hier feierte sie große Erfolge in fast allen wichtigen Partien ihres Fachs, u.a. als Carmen, Suzuki, Dorabella, Hänsel, Sextus und Orfeo.

Gastverträge führten sie bisher an das Hessische Staatstheater Wiesbaden, Theater Chemnitz, Staatstheater Cottbus, Landestheater Coburg, Mittelsächsische Theater Freiberg und an das Markgräfliche Opernhaus Bayreuth im Rahmen des Festivals Musica Bayreuth.
2007 erhielt sie den Förderpreis des Theaterfördervereins Mainfrankentheater für herausragende Leistungen. Im Dezember 2012 wurde ihr der Theaterpreis des Theaterfördervereins Mainfrankentheater überreicht.
2011 war sie Finalistin beim Wettbewerb „Concorso Internazionale Musica Sacra" in Rom.

Christian Georg (T)

Christian GeorgDer in Berlin geborene Tenor Christian Georg gehört seit der Spielzeit 2014/15 zum solistischen Ensemble der Oper Bonn. Dort war er bisher u. a. als Rodolfo (Puccini: La Bohème), Tamino (Mozart: Die Zauberflöte), Don Ottavio (Mozart: Don Giovanni), Ferrando (Mozart: Così fan tutte) oder als Steuermann (Wagner: Der fliegende Holländer) zu erleben. Außerdem gastierte er am Pfalztheater Kaiserslautern.
Christian Georg studierte bei Prof. Reginaldo Pinheiro an der Musikhochschule in Freiburg.
Im Konzertfach führen ihn Engagements mit vielen großen Oratorienpartien regelmäßig durch ganz Deutschland und in die Schweiz. So gehören das Weihnachtsoratorium oder die Johannespassion von Bach ebenso zu seinem Repertoire wie Händels Messias, Mozarts Requiem, Beethovens Neunte Sinfonie, Elias und Lobgesang von Mendelssohn, Rossinis Petite Messe solennelle oder Dvoraks Stabat Mater.
Beim Festival di Musica d'insieme 2013 in Sessa Aurunca, Italien, trat er mit Liedern und Arien von Donizetti, Bellini und Verdi auf. Bei den Osterfestspielen 2013 in Baden-Baden war er als Prince in Viardots Cendrillon zu hören - begleitet von Mitgliedern der Berliner Philharmoniker. 2014 verkörperte er als Gast der Stuttgarter Opernschule im Wilhelmatheater den Zwerg in der gleichnamigen Oper von Zemlinsky.
In Bonn wird Christian Georg in der Spielzeit 2017/18 u. a. als Rinuccio (Puccini: Gianni Schicchi) und Alfredo (Verdi: La Traviata) debütieren.